Vom 6. April bis zum 29. September 2024 präsentiert der Dogenpalast in Venedig eine Ausstellung über Marco Polo, dessen Name untrennbar mit Reisen und Entdeckungen verbunden ist.
Mit über 300 Exponaten aus aller Welt bietet „Die Welten des Marco Polo. Die Reise eines venezianischen Kaufmanns des 13. Jahrhunderts“ eine Reise, die euch Marco Polo und seinen Entdeckungen so nah bringt wie nie zuvor und euch gleichzeitig einen Einblick in die Entwicklung Venedigs zu seiner Zeit gewährt.
Doch was machte Marco Polo so besonders? Welche faszinierenden Orte besuchte er und wen traf er auf seinen Reisen?
Um euch das Verständnis der Ausstellung zu erleichtern, möchten ich euch den Vater der Entdeckungsreisen näherbringen!
Die Anfänge
Marco Polo wurde um 1254 als Sohn wohlhabender Kaufleute geboren, die ihn jedoch nicht aufzogen. Sein Vater war vor Marcos Geburt zu einer Seereise in den Fernen Osten aufgebrochen, und seine Mutter starb, als er noch jung war. Daher wuchs er bei seiner Tante und seinem Onkel auf, die ihm eine gute Ausbildung ermöglichten, bevor sein Vater von seinen Reisen zurückkehrte. Marco begegnete seinem Vater zum ersten Mal im Alter von 15 Jahren, und nur zwei Jahre später, 1271, beschloss er, sich seinem Vater und seinem Onkel auf ihrer nächsten Asienreise anzuschließen. Diese Reise sollte die Grundlage für sein Buch „Die Reisen des Marco Polo“ bilden.
Marcos Vater und Onkel, Niccolò und Maffeo Polo, reisten nicht ohne klares Ziel nach Asien: Auf ihrer letzten Reise begegneten sie Kublai Khan, dem Enkel des berühmten Dschingis Khan, der im späten 13. Jahrhundert kurz davor stand, China zu erobern. Der Khan war sehr am Christentum interessiert und bat die Polo-Brüder, ihm 100 Priester und Weihwasser zu bringen … allerdings ohne großen Erfolg. Ursprünglich erklärten sich nur zwei Priester bereit, Niccolò und Maffeo zu begleiten, doch beide kehrten kurz nach Reisebeginn nach Hause zurück.
Die Reise nach China war beschwerlich
… sehr beschwerlich sogar! In seinem Buch beschrieb Marco Polo die Krankheiten, die Hitze und den Nahrungsmangel, die insbesondere die Durchquerung der Wüste zu einer scheinbar unmöglichen Aufgabe machten. Doch nach vier Jahren erreichten die Polos schließlich Shangdu, den Wohnsitz Kublai Khans. Die lange Reise hatte sich gelohnt: Der Khan schloss den jungen Marco Polo schnell ins Herz und ernannte ihn sogar zum Gesandten nach Indien und Burma. Aus dem geplanten Kurzaufenthalt wurden 17 Jahre in China, in denen Marco unzählige Länder bereiste und Kulturen beobachtete und dokumentierte, die dem Westen bis dahin völlig unbekannt waren. Er teilte seine Erlebnisse und Entdeckungen mit Kublai Khan, der so angetan von den Polos war, dass er ihnen trotz ihrer Bitten jahrelang die Heimreise verweigerte.
Die Entstehungsgeschichte des Bestsellers
Erst 1291 gelang es Marco Polo, seinem Vater und seinem Onkel, nach Hause zurückzukehren. 1295, nach 24 langen Jahren des Reisens und Entdeckens, erreichten sie Venedig. Venedig befand sich inzwischen im Krieg mit Genua, und Marco Polo zögerte nicht, sich dem Kampf anzuschließen. Schließlich wurde er von den Genuesen gefangen genommen und ins Gefängnis geworfen – ein Ereignis, das sich später als schicksalhaft erweisen sollte! Man nimmt an, dass Marco Polo während seiner Haftzeit den Schriftsteller Rustichello kennenlernte, dem er seine Reisen im Gefängnis detailliert schilderte. Rustichello brachte Marco Polos unglaubliche Geschichten aus dem Fernen Osten schließlich zu Papier, woraus das bereits erwähnte Buch „Die Reisen des Marco Polo“ (italienisch: „Il Milione“) entstand.
Das Buch wurde ein Riesenerfolg, und der Name Marco Polo verbreitete sich in ganz Europa wie ein Lauffeuer. Doch nicht alle reagierten positiv auf die Erzählungen des Venezianers, der die unbekannten Länder und Kulturen des Fernen Ostens erforscht hatte. Viele hielten „Die Reisen des Marco Polo“ für reine Fiktion, ausgedacht von einem Mann, der – so manche Behauptung – gar nicht in Asien gewesen war. Andere wiederum behaupteten, Marco Polos Berichte seien zwar wahr, beruhten aber nicht auf seinen eigenen Erlebnissen. Es ist möglich, dass der Inhalt des Buches lediglich Nacherzählungen von Reisenden sind, denen er unterwegs begegnet war.
Wahrheit oder Lüge?
Marco Polo starb 1324 in Venedig, und angeblich drängten ihn sogar noch auf dem Sterbebett Menschen dazu, zuzugeben, dass sein Buch reine Fiktion sei. Marco Polo gab jedoch nie zu, seine Geschichten erfunden zu haben, und sagte sogar: „Ich habe nicht einmal die Hälfte von dem erzählt, was ich gesehen habe.“
Bis heute sind die wahren Ursprünge von Marco Polos Erzählungen etwas rätselhaft. Viele seiner Behauptungen erwiesen sich jedoch später als erstaunlich zutreffend: So beschrieb er beispielsweise detailliert das unglaublich komplexe Kommunikationssystem des Khans, das für das Mongolenreich von zentraler Bedeutung war.
Polo verfügte zudem über ein unglaubliches Wissen über fernöstliche Kulturen und Gebräuche, die den Europäern seiner Zeit größtenteils völlig unbekannt gewesen sein müssen. Wie dem auch sei, Marco Polos Geschichte hatte über Jahrhunderte hinweg einen enormen Einfluss auf angehende Entdecker: Es heißt, Christoph Kolumbus, selbst ein legendärer Reisender, habe ein Exemplar von Polos Buch bei sich getragen, als er nach einem neuen Weg in den Orient suchte.
Die oben genannte Ausstellung hilft euch, das Vermächtnis von Marco Polo, seine Reisen und seinen Einfluss noch besser zu verstehen und gleichzeitig seine Offenheit gegenüber unbekannten Ländern, Religionen und Kulturen zu würdigen.
Ihr erhaltet außerdem Einblicke in das Leben venezianischer Kaufleute jener Zeit sowie in die faszinierende Welt der Kartografie, auf die Marco Polo ebenfalls großen Einfluss ausgeübt haben soll.
Klingt interessant? Dann kontaktieren Sie uns gerne für eine Führung auf den Spuren Marco Polos oder einen Besuch der neuen Ausstellung im Dogenpalast!
Bildquelle: Giovanni Grevembroch, Gemeinfrei, via Wikimedia Commons

